WOLLSAMMLUNG

MENSCHEN; SCHAFE UND WOLLE
Am Hang. Eine alte Steinmauer lädt zum Sitzen ein. Ein Wind geht. Ein Vogel singt. Sommer auf den Färöern. Der Weg, der die Männer über Bergkämme, Geröll und uralte Trampelpfade bis hierher geführt hat, war beschwerlich und steil. Nur wer sich auskennt, kann ihn gehen. Zu dicht die Klippen, an denen die Schafe grasten, 300 Meter weiter unten die trügerisch glitzernde See. Zu gefährlich das Laufen in diesem Gelände und Treiben der Tiere über Stock, Stein und Gras. Schafschur auf den Färöern ist eine Gemeinschaftsaktion. Nachbarn, Freunde, Verwandte und Bekannte bilden Teams und treiben die Schafe in Formation hinab in die Täler und Dörfer. Das dauert Stunden. Und dann beginnt die jährliche Schur. Sie muss vollzogen werden, um den Schafen neue Energie für die wärmere Jahreszeit zu geben. Ein Schaf nach dem anderen wird aus seinem Wollkleid geholt; mit Ruhe, Respekt und Handscheren. Diese Schur tut nicht nur den Schafen, sondern auch unserer Wolle gut. Ihre außergewöhnlichen Qualitäten bleiben erhalten; die dichte Faserstruktur; der hohe Lanolin-Gehalt; ihre besonderen, wetterbeständigen Eigenschaften. Wir sind bei allem dabei. Sitzen mit auf der Steinmauer. Stehen mit Gummistiefeln im Pferch und schneiden kleinen, schlauen, robusten, zotteligen Nordischen Kurzschwanzschafen stufige Frisuren. Wir mögen alles an der Schur. Die Gesichter der Schafe, die Gemeinschaft, das Lanolin an unseren Händen, die schwanzwedelnden Border Collies, die Menschen, die Wollberge, die wachsen, die Transparenz. Sie zeichnet uns, unsere Produkte und die einzigartige Verarbeitungskette, die wir geschaffen haben, aus. Wir kennen jeden Mosaikstein vom Schaf bis zum fertigen Nordic Wool Factory Artikel, den Ihr in unserem Showroom oder Onlineshop findet. Aber erst einmal muss die Rohwolle ja noch eingesammelt und in Säcke gestopft werden. In den Wochen nach der Schur des Jahres wird sie nach Farben sortiert und verpackt. Die Wolle wartet nun auf den Transport zur Wäscherei und auf alle weiteren Verarbeitungsprozesse in Deutschland. Und die Schafe? Sie sind längst wieder davon galoppiert. In Grüppchen und mit frischen Kurzhaarschnitten streifen sie über majestätische Bergplateaus, vorbei an Findlingen und rauschenden Wasserfällen, immer auf der Suche nach dem besten Halm, dem besten Gras. Keinem Schaf wird zu viel Wolle abgeschnitten. Keines soll frieren, wenn der nächste Wind bläst.

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